Ist Gold teuer?

  • 12. September 2023
  • Unternehmensberatung
  • Kolumne von Thomas Bartling

    Alles hat seinen Preis, so sagt man, und in unserer Gesellschaft bestimmen Angebot und Nachfrage den Marktpreis für ein Gut. In der Finanzwelt ist bekannt, dass Geld langfristig gegen die Realgüter abwertet und damit in der Kaufkraft verliert, obschon Menschen immer wieder an einen nachhaltigen Wert von Geld glauben und über Jahre daran festhalten (Sparbuch, Kontoguthaben). Geld, welches über Generationen und Krisen hinweg gegen diesen Kaufkraftverlust schützt, heißt Gold.

    Die Frage, die sich zu jeder Zeit stellt, ist die nach der Bewertung des Goldpreises. Die Goldbugs unter uns sind sich im Grunde genommen immer einig darüber, dass Gold unterbewertet sei und schon gar in Krisenzeiten. Ein steigender Goldpreis signalisiert ein steigendes Sicherheitsbedürfnis und wenn die Angst am größten ist, erreicht das Gold ein Hoch, um dann am Ende auch zu fallen. So war es vor 15 Jahren im September 2008 mit der Pleite von Lehman Brothers, so war es inmitten der Corona-Pandemie und so war es mit Kriegsbeginn im Februar 2022. Das letztjährige Doppelhoch von 2.073 USD für eine Unze Gold ist in diesem Jahr sogar ein drittes Mal erreicht worden; in der Bankenkrise zu Beginn diesen Jahres in den USA und dem gleichzeitigen Zusammenbruch der Credit-Suisse schießt der Goldpreis erneut auf dieses Niveau, nur um zunächst im weiteren Jahresverlauf zu konsolidieren. – Wie aber könnten Anleger nun beurteilen, ob Gold teuer oder günstig ist und zu einer Einschätzung des aktuellen Preisniveaus gelangen?

    Eine Idee ist es, Gold mit einem anderen, wichtigen Sachwert zu vergleichen – an dieser Stelle mit der Ikone der Aktienmärkte, dem amerikanischen Leitindex Dow Jones. Wie viele Unzen Gold kaufen einen Anteil Dow Jones? In einer Sonntagsfinanzzeitung erscheint in Regelmäßigkeit eine kleine Rubrik „Preise im Vergleich“. In einer Ausgabe aus dem März wurde dort veröffentlicht, dass eine Unze Gold vor 52 Jahren 35 USD kostete und der Dow Jones bei 772 Indexpunkten notierte. Vor 52 Jahren gab es noch den Goldstandard – die Koppelung der Geldmenge an den Goldbestand. Es wurden demnach 22 (772 geteilt durch 35) Unzen Gold benötigt, um einen Anteil Dow Jones zu kaufen. Extremwerte für das Verhältnis ergaben sich in den letzten 52 Jahren zunächst vor dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000; es wurden 44 Unzen Gold benötigt, um einen Anteil Dow Jones zu erwerben. Gold war zu diesem Zeitpunkt extrem unterbewertet. Demgegenüber steht das Extrem inmitten der Eurokrise im Herbst 2011 (6 Unzen Gold kaufen einen Anteil DJ). Beide Assets wechseln sich scheinbar mit ihren Hoch- und Tiefpunkten in langen Zyklen ab.

    Interessanterweise hat sich im Januar 2022 ( Dow Jones 36.500 Punkten, Goldpreis bei 1.790 USD/ Unze) ein ähnliches Preisniveau wie schon vor 52 Jahren eingestellt. Seitdem hat Gold etwas aufgewertet und liegt nun im September 2023 bei ca. 18 Unzen als Preis für einen Anteil Dow Jones. Die historische Bandbreite (6 bis 44) für die beschriebene Kennzahl ist hoch und es ist unsicher, wohin das Pendel in naher Zukunft ausschlägt. Für den Anleger bedeutet es übergeordnet, dass es am besten scheint, immer in beiden Anlagen auch investiert zu sein. So kann es gelingen, die großen Ausschläge zu glätten. Eine Kombination der Assets Aktien und Gold dürfte Kontoguthaben, wenn auch mittlerweile wieder verzinst, auch zukünftig um Längen schlagen.

    Foto: AK-DigiArt – stock.adobe.com

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